Nachdem ich am 01.01.2021 mit genau 101 km das neue Jahr begonnen hatte, habe ich lange überlegt, wie es mir gelingen könnte auch diesmal zum Jahreswechsel etwas besonderes/verrücktest zu unternehmen.

Und was lag da näher, als einfach mal am 01.01. das allererste Mal polnischen Boden zu betreten und das dann auch noch mit dem Rad?!

Na zum einen galt es erstmal ziemlich viele Kilometer mit dem Auto zu fahren, um überhaupt in die Nähe der polnischen Grenze zu kommen. Gut: knapp 600 km war ich ja schon von NRW aus bis nach Berlin gefahren, wo ich ein verlängertes Sylvester Wochenende verbracht habe. Ok. Aber von dort aus waren es dann auch nochmals 150 km ... würde es das wert sein?

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt ... ok, das klingt jetzt etwas abgedroschen, aber ich fand es verrückt und interessant genug, es einfach zu versuchen. Und ich wurde nicht enttäuscht! Ganz im Gegenteil: ich war sehr positiv überrascht.

Gut. Ich hatte bei meiner Tourenplanung wirklich ein glückliches Händchen. Ich hatte mir einfach den von Berlin aus nächstgelegenen Grenzübergang nach Polen gesucht (wie gesagt, der lag ja schon 150 km entfernt) und habe dann die Route von dort aus versucht so interessant wie überhaupt möglich zu planen, ohne wirklich "einen Plan" von der Gegend zu haben :-).

Ich bin ehrlich ... ich war vor Beginn der Tour skeptisch was mich erwarten würde ... und das ohne jedweden Grund. Aber sind das nicht die Tage, wo man dann um so mehr positiv überrascht werden kann?!

Der Tour-Start lag auf der deutschen Seite der geteilten Stadt Küstrin. Von dort aus ging es ohne auch nur einen einzigen Grenzposten gesehen zu haben, durch den polnischen Teil der Stadt (Kostrzyn nad Oda) und dann direkt in ein Naturschutzgebiet, welches mich riesig begeistert hat.

Ok, es regnete die erste Stunde immer wieder etwas. Aber das war mir vollkommen egal. In der ganzen Zeit, in der ich in dem Nationalpark unterwegs war - ich schätze mal grob eine Stunde - traf ich nur einen einzigen Jogger an. Ansonsten hatte ich quasi den ganzen Park für mich alleine ... bis auf zwei Rehe, die meinen Weg kreuzten und natürlich noch das eine oder andere Tier.

Das Besuchen von Highlights auf einer Tour kann man planen, aber auch hier sind doch die kleinen Überraschungen auf einer Tour diejenigen, die nachher unvergessen bleiben.

Bei mir ist es dieser Weg ins Schilf, an dem meine Tour vorbei kam, aber nicht ich ... zumindest nicht ohne in ein kurzes Stück entlang gegangen zu sein :-)

Ist das nicht wunderschön ? ... nein, natürlich nicht der Typ im Vordergrund :-).

Kurz noch abschließend zu meiner Skepsis gegenüber der geplanten Tour, von der ich am Anfang bereits berichtet habe:

Ja, ich bin nach diesem tollen Erlebnis in der Natur auch durch mehrere kleine polnische Dörfer gefahren, bei denen ich echt erschrocken war in welch teilweise sehr ärmlichen Verhältnissen die Menschen dort leben. Demgegenüber stand aber beispielhaft die polnische Seite von Küstrin. Während auf der deutschen Seite die Zeit scheinbar vor einiger Zeit stehen geblieben ist, herrschte auf polnischer Seite reges Treiben und es gab einiges interessantes zu bewundern, wie z.B. das Amphitheater.

Ja klar, stehen die insgesamt 750 km Anreise mit dem Auto in keinem Verhältnis zu den mit dem Rad gefahrenen 45 km, aber ich habe viel Positives von diesem Tag für mich persönlich mitnehmen können und werde definitiv bald wieder Polen mit dem Rad besuchen.